Bauers Depeschen


Samstag, 16. März 2013, 1074. Depesche

ELEND: Stuttgarter Kickers - Kickers Offenbach 0:2

(An ein schlimmeres Spiel auf der Waldau kann ich mich nicht erinnern)

 

FLAENURSALON LIVE

Freitag, 17. Mai: Familien-Bande im THEATER RAMPE

(Wäre schön, wenn wir Rampe-Chefin Eva Hosemann zum Abschied einen schönen Abend vor vollem Haus bereiten könnten).

Samstag, 6. Juli: Hafen-Picknick am Neckarufer.

Montag, 4. November: "15 Jahre Flaneursalon" im THEATERHAUS



DAS LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



MISS TITTY UND HERR K.

Schon wieder die Tunichtgute. Der Stuttgarter Schriftsteller Wolfgang Schorlau hat neulich im Mozartsaal der Liederhalle aus seinem Roman „Rebellen“ gelesen. Held des Buchs ist nicht wie in Schorlaus bisherigen Romanen der Detektiv Dengler. Diesmal erzählt der Autor von Jungs und Mädels in den politischen Turbulenzen der sechziger Jahre, vorzugsweise in seiner ehemaligen Heimat Freiburg im Breisgau, wo es ja auch früher nicht nur Fußball gab.

Es geht um eine Männerfreundschaft zwischen Arm und Reich, es geht um Verrat und um eine Liebe, die wohl auch in Freiburg mit Sex zu tun hatte. Jedenfalls taucht eine Dame auf, die sich selbst so einladend öffnet wie ihr Käfer-Cabrio. Freunde nennen sie „Miss Titty“, und einmal fährt sie mit einem Kerl zum Titisee.

Ich habe „Rebellen“ noch nicht gelesen, nur dem Erzähler beim Erzählen zugehört. Der Abend wäre wohl störungsfrei unterhaltsam verlaufen, hätte sich nicht ein Radiomoderator eingemischt. Herr Uwe Kossack vom SWR lehrte uns die höhere Form der Kulturgeschichte, beispielsweise warum Jimi Hendrix „wie ein Grizzlybär“ über uns hereinbrach oder wieso heute außer den Veteranen keiner mehr wissen könne, was es mit ¬Namen wie Cream und Spencer Davis Group auf sich habe.

Kaum hatte ich das gehört, recherchierte ich mit schlechtem Gewissen und meinem privaten Dengler namens Taschentelefon, um was für eine Bärengattung es sich im Falle Mozart handeln könnte. Erleichtert stellte ich fest, dass ich, obwohl selbst ein alter Sack, diesem Musikanten wohl aus biologischen Gründen nie begegnet bin. Und ihn deshalb auch nicht kennen kann.

Dann ging mir ein Licht auf: Weil nicht jeder zu jeder Zeit an jedem Ort sein kann, hat man den Schriftsteller erfunden. Leute wie Wolfgang Schorlau, die uns aufschreiben, was früher war.

Der proletarische Held des Romans heißt Paul. Als junger Mensch tritt er dem Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) bei. Dieser Maoisten-Verein hat es auch hierzulande zu einer gewissen Popu¬larität gebracht, seit einer aus dem KBW hervorgegangener Konterrevolutionär bei uns als Regierungschef beschäftigt ist.

Der Herr heißt Kretschmann, nennt sich selbst bescheiden „Landesvater“, während ihn das Volk als Grünen Papst von Spaichingen (GPS) feiert. Als bekennender Liebhaber von Bohrmaschinen aus dem Baumarkt, als Sportsmann im heimischen Schützenverein und als Fan des VfB Stuttgart bringt er alles mit für einen Konservativen mit Himmelfahrtsanspruch.

Auch seinen linientreuen Charakter: Wie einst im Mai beim KBW, 1973 und damit eine Ewigkeit nach der Apo-Revolte gegründet, ist Herr K. heute noch Mitglied einer schlagkräftigen K-Gruppe, besser bekannt als Katholische Kirche. Neuerdings wird sie von einem Fußballfan angeführt, dem berühmtesten Argentinier seit Maradona. Auch Kretschmann regiert sein Volk mit einer Erhabenheit, als wäre er die Hand Gottes. Viele heilige Dinge hat er dafür auf dem Altar des irdischen Lebens geopfert, vor allem Wahlversprechen.

Das hat Gründe. Folgt man Schorlaus „Rebellen“ (und eigenen Provinzerfahrungen), war nicht nur der Kampf für die Diktatur des Proletariats ein wichtiges Motiv, dem KBW beizutreten. Mit der roten Fahne in der Hand wuchs auch die Hoffnung, in dem linken Laden eine klassenkämpferisch geschulte Miss-Titty-Version für eine Solidargemeinschaft aufzutun. Wenn möglich, irgendwie sexuell befruchtet. Auch Privates war schließlich politisch. Als Herr Kretschmann 1975 in seiner ausklingenden roten K-Periode heiratete, war es allerdings wieder umgekehrt.

In „Rebellen“ geht es am Ende darum, was aus den Revolutionären von einst geworden ist. Welche politische Haltung sie heute einnehmen. Für Herrn K. gilt: Ihm gelang ein historischer Sieg. Selbstlos kämpfte er einst für die Diktatur des Proletariats. Und heute haben wir sie. Die Macht im Land üben Sozen wie Schmiedel aus.



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