Bauers Depeschen


Montag, 01. Dezember 2008, 256. Depesche



BETR.: LEBEN, LIEDER, LETZTER APPELL



DAS LEBEN geht weiter im Rhythmus der Abstinenz, und der Himmel strahlt sommerblau über dem Winterwald, wo der serbische Schrittmacher und ich uns im Laufschritt üben. Das heißt, ich halte weiterhin an meinen Leibesübungen fest, erst dieses peinliche Jogging-Getue mit Mütze im Forst, dann das würdevolle Abtauchen mit Badehose im Bad Berg.

Das Problem des Schreibers ist, auf den Punkt zu kommen. Also: Ich war schwimmen und laufen am Wochenende, und das Wetter war gut für einen Winter im November. Wen interessiert das eigentlich? Meinen Arzt.

Am Samstagabend habe ich mit einem Einweganzug von H & M in der Staatsoper die Verleihung des Bühnenpreises "Der Faust" besucht, eine intelligent inszenierte Show mit guten Schauspieler-Moderatoren, die den Bundespräsidenten in der ersten Reihe über die Peinlichkeit des Onanierunfalls aufklärten: "Das ist kein Wichsfleck. Das war ein Versehen."

Schlimm war lediglich der Auftritt der Opernsängerin Angela Denoke als Coversong-Chansonette auf den Schleimspuren von Marlene Dietrich und Hildegard Knef. Ein unwürdiges Medleyl, begleitet von Tanzmusik-Muckern ohne Jazzgefühl. Warum tun sich große Sänger immer wieder diesen Absturz in den Provinzkitsch an? Die denken wirklich, eine große Stimme allein trage sie über die Abgründe des Leichten.

Einen Vortrag hielt neben dem Bundespräsidenten auch der baden-württembergische Ministerpräsident, es war keine peinliche Rede, aber die Leute lachten bereits, als er mit schneidenden Lauten aus großer Nase die Ehrengäste begrüßte. Allein der Name Oettinger garantiert inzwischen Lacher, eine Art pointenfreier Mario-Barth-Effekt. Der Berliner Bürgermeister Wowereit als weiterer Redner sah den Stuttgarter Zusammenhang zwischen "Faust"-Verleihung, Weihnachtsmarkt und CDU-Parteitag. Ich schätze, Bratwürste allenthalben.

Unser Flaneursalon hat auf Einladung am Sonntag in der Kneipe Maulwurf in Stuttgart-Vaihingen eine kleine, eher heimliche Matinee gestaltet. Die Musikanten Stefan Hiss, Dacia Bridges & Alex Scholpp und ich als Vorleser bilden mittlerweile ein gut gelauntes Team für entspannte Hauskonzerte. Das gab's früher nur beim Liederkranz Harmonia. Die Stimmung im vollen Gasthaus bei Weizen & Weißwurst und engagierten Wirtsleuten (Barbara Schreiber & Andreas Göz) war wohnzimmermäßig-weihnachtsfeierlich, wir wählten bewusst die leisen Jingle-bells-Töne (Glockenspiel, Glockenspiel / St. Niklaus lag im Suff / Großpapa nahm Viagra / So starben sie im Puff).

Damit sind wir bei den Trommelschlägen, die ich noch leisten muss: Aufgrund eines Missverständnisses bei der Kartenverteilung für "Die Nacht der Lieder" blieben einige Tickets zunächst unbemerkt liegen, es wäre schade, wenn sie nicht verkauft würden. Der Vorverkauf hatte sehr stark begonnen, und die Veranstaltung schien bereits so gut wie ausgebucht.

"Die Nacht der Lieder" ist eine Benefizshow zugunsten der Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten. Die Veranstaltung gibt es seit acht Jahren, ich organisiere sie, diesmal findet sie im Schauspielhaus der Staatstheater zum ersten Mal an zwei Abenden statt - am Dienstag, 9. Dezember, und Mittwoch, 10. Dezember (Beginn jeweils 19.30 Uhr). Die Karten kosten 19 Euro / 29 Euro. Das ist verdammt wenig für diesen Aufwand, der nur auf Benefizbasis zu leisten ist.

Der Tanzstar und Rocksänger Eric Gauthier, Chef der Theaterhaus-Kompanie, moderiert die Show - und geht mit seiner Crew auch tanzend auf die Bühne. Dieser Abend lebt vom künstlerischen Sportsgeist in familiärer Atmosphäre. Zirkusreif, wenn sich 30 Künstlerinnen und Künstler im finalen Luftballonregen und Feuerzauber auf der Bühne versammeln.

Dieses Jahr sind die Jazz- und Rockgrößen Wolfgang & Florian Dauner dabei, die A-cappella-Band Füenf, die Comedy-Artisten Michael Gaedt & Michael Schulig als Die Große Tierschau, die Staatsopernsängerin Olga Polyakova, ein Ensemble aus Harald Schmidts Schauspielproduktion "Der Prinz von Dänemark - ein Hamlet-Musical", die Rocksängerin Dacia Bridges und ihre Acoustic Band, die noch stimmbrüchige Punkrock-Band 25% Too Young To Shave sowie das virtuose Percussion-Duo Zhe Lin & Claudius Lopez-Diaz.

Das Konzept der Show: Rock 'n' Roll trifft Jazz, Comedy begegnet Klassik. Und nirgendwo sonst sieht man so viele Stuttgarter Musikanten auf einem Haufen. Die Einnahmen kommen Menschen in Not zugute. Deshalb noch einmal die Bitte: Unterstützten Sie diese promifreie Benefizveranstaltung, es wäre schade, wenn Tickets im Computer hängen blieben. Die Theatermiete, die Technikkosten sind nicht von Pappe, und unsere Sponsoren in der Finanzkrise heißen nicht wie bei der CDU Audi oder Mercedes, sondern Sponsoren sind Sie, das bleifreie Publikum. Vorauseilender Dank an das Gute in Ihren abgründigen Herzen!

Karten: 07 11 / 20 20 90. www.staatstheater-stuttgart.de

www.stuttgarter-nachrichten.de/nachtderlieder



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