Bauers Depeschen


Montag, 25. August 2008, 215. Depesche

PUNKT MITTERNACHT.



Es gibt diese Wochenenden, die nicht mit einem Kopfschuss enden, und man fragt sich, warum.

Ich war zweimal beim Fußball. Am Samstag und am Sonntag.

Dafür bitte ich mich um Verzeihung, und ich werde einem Arschloch nicht verzeihen.

Am Samstag habe ich das 0:2 des VfB gegen Leverkusen gesehen. Zuvor war ich längere Zeit nicht in diesem Stadion gewesen, ein Uralt-Stadion für Leibesübungen aller Art, das jetzt hochstaplerisch „Mercedes-Benz Arena“ (mit nur einem Bindestrich) genannt wird. Daimlerstadion ließ ich noch gelten. Ab sofort sage ich Neckarstadion.

Arena! Die Laufbahnen in diesem Flohzirkus hat man vor Jahren grün angemalt, um die Provinzwiese zu kaschieren (Auf‘m Wasa graset d‘ Hasa).

Ich hatte, wenn auch nicht unbedingt fußballerisch, mehr erwartet: Die sogenannte Stadionshow, in anderen Städten (und im Ausland) große Oper, kommt so bieder daher, dass man in Peking sein möchte. Das beginnt bei den einfallslosen Choreografien der Fans und endet auch nicht beim langweiligen Gegröle des Stadionsprechers (Aal-Dieter auf dem Fischmarkt klingt professioneller). Zufällig saß ich unweit der Trainerbank. Der VfB-Trainer trug verwaschene Designerjeans mit geknöpften Klappen an den Gesäßtaschen, einen mit Nieten besetzten Gürtel und ein tailliertes Hemd trotz deutlich erkennbarem Wampenansatz. Ich verstehe langsam das allgemeine Event-Geschrei: Musikantenstadl mit Vip-Lounges in der Dorfdisco. Es war ein schrecklich langweiliges Spiel.

Ich habe nichts gegen den VfB. Der VfB müsste, ginge es nach mir, jedes Jahr Champions League spielen. Dann kämen gute Clubs in die Stadt.

Am Sonntag war ich bei den Kickers. Die verloren auch ihr viertes Spiel in dieser Saison, ohne ein Tor zu erzielen. Null Punkte, 0:7 Tore. Seltsam, dachte ich. Warum ist es in einer Stadt, in der mehr Mercedes- als VW-Modelle gemeldet sind, unmöglich, einen Drittligaverein auf Vorstadtniveau am Leben zu erhalten? Ich sage es Ihnen: In dieser Stadt gibt es reichlich S-Klasse, aber für keinen Cent Ehre.

In der Straßenbahn diskutierten die Fans, in nächster Zeit nur noch die Spiele der zweiten Mannschaft in der Oberliga zu besuchen. Ich kann mich an keinen ähnlich blamablen Saisonstart seit 30 Jahren erinnern.

Von diesem Fußball-Wochenende bleibt mir der Satz eines VfB-Fans, der hinter mir im Neckarstadion saß. Als der Popkornverkäufer kam, sagte er: „Wir brauchen kein Popcorn, wir brauchen Tore.“

Im Flaneursalon gab es bisher kein Popcorn, wir haben noch keinen so großen Veranstalter gefunden, der Popcorn verkauft. Ich würde gern etwas Werbung machen, obwohl Werbung sinnlos ist. Stichproben haben ergeben, dass das Flaneursalon-Publikum in den seltensten Fällen Depeschen liest. Depeschen-Leser gehen zu 98 Prozent nicht in den Flaneursalon. Nur zwei Prozent der Depeschen-Leser kennen den Flaneursalon live.

Ich kenne sie nicht, die da draußen, die Depeschen-Klicker. Sie klicken nachts und anonym. Ich würde gern ein wenig Werbung machen für unseren Flaneursalon am 14. Oktober im Theaterhaus. Vorverkauf läuft. Der Theaterhaus-Chef hat einen für unsere Verhältnisse recht großen Saal ausgesucht. Warum, weiß ich nicht.

Komme, was wolle /Mit Gift & Galle /vergrault man alle.

Das Wasser im Mineralbad Berg war am Sonntagmorgen frischer als vergangene Woche. Es wird Herbst, jedenfalls nachts. Vier ausgiebige Saunadurchgänge gemacht und nach jeder Runde 300 Meter im kalten Wasser geschwommen. Treibt den Satan aus dem Leib. Und eine verschleppte Ditzingen-Erkältung.

God bless the Berg.

Heute ist Montag, ich werde einen Liederabend der Bachakademie in der Liederhalle besuchen und meine Laune wie einen Eimer Popcorn mit Verachtung fressen.



- Kolumnen in den Stuttgarter Nachrichten:

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