Bauers Depeschen


Montag, 04. Februar 2008, 112. Depesche

Es ist zwanzig vor Mitternacht. Um Mitternacht sollte eigentlich eine frische Depesche ins Netz. Komme gerade aus Paolos Kneipe am Bihlplatz in Heslach. Schon erstaunlich, wie leer eine Stadt wie Stuttgart am späten Abend sein kann.

Ich bin mit der Straßenbahn gefahren, umgestiegen am Rotebühlplatz, auch Stadtmitte genannt. Wenn das die Stadtmitte sein soll, wie sehen dann die Ränder der Stadt aus? Friedhöfe, nichts als Friedhöfe.

Paolos Kneipe muss zum Jahresende schließen. Das Haus, 200 Jahre alt, wird abgerissen. Unser Dorf soll schöner werden. Man wird einen Wohnkäfig hochziehen. Der Friedhof in der Benckendorffstraße ist nicht weit.

Hinten in der Ecke von Paolos Kneipe saß der KSC-Trainer Edmund „Ede“ Becker. Man holt jetzt schon Gäste namens Ede aus Karlsruhe nach Stuttgart, damit mal wieder ein Sieger in der Kneipe sitzt.

Es müsste eigentlich klar sein, dass man mit Meira in der Abwehr und Schäfer im Tor - der Achse des Bösen - keine Bundesligaspiele gewinnen kann, wohlgemerkt in einer Bundesliga, in der Karlsruher zu den Siegern zählen.

Erstaunlich leer kann eine Stadt sein.

Auf meiner Seite war am Wochenende auch nichts los. Quoteneinbruch. Ich werde die Depeschenseite vom Spielplan nehmen. Depeschen sind Scheiße, bringen nichts und kosten Zeit.

Meine Fußballtipps am Wochenende waren eine Katastrophe. Langsam glaube ich, dass ich etwas von Fußball verstehe, habe deshalb am Sonntag schnell noch eine Fußballkolumne geschrieben, bevor es vorbei ist.

Es war eine unspektakuläre Woche. Der Ringfinger meiner linken Hand steckt immer noch in einer Schiene und klopft manchmal. Meine rechte Schulter wird nach wie vor gespritzt. Das ist im Hinblick auf meine Karriere ärgerlich, obwohl Schäfer auch ohne Schiene eine Flasche ist.

Bin am Samstag und Sonntag jeweils eine Dreiviertelstunde durch den Schlossgarten gelaufen. Nach zehn Monaten mit regelmäßigen Übungen kostet es mich kaum noch Überwindung zu laufen. Ich mache es ohne zu murren, damit es gemacht ist. Ehrgeiz habe ich keinen. Man könnte auch auf der Halbmarathondistanz der Leere in der Stadt nicht davonlaufen.

Überall in der Stadt hängen „Brot für die Welt“-Plakate mit dem Slogan „Weniger ist leer“. Neben dem Dummbeutelspruch ist eine Reisschale mit einer Handvoll Reis zu sehen. Man setzt also auch im Kampf gegen Hunger Kalauer ein. Das ist der Triumph des PFIFFIGEN Werbetexters: Bald gehen wir auf große Buddhafahrt. Der Geist war schwachmat, das Fleisch war billig.

Weil heute Rosenmontag ist, werde ich mich an einer Kolumne über Kalauer versuchen. Ich habe mir sagen lassen, dass Wortwitze emotional ins Leere gehen, dass sie beim Publikum kaum mehr als blödes Staunen auslösen, dass sie mit der Formel Wahrheit + Schmerz = Humor überhaupt nichts zu tun haben. Das war damals, als man mich nach Japan eingeladen hat. Ich bin dann nicht Nagano.

Es herrscht eine große Leere in der Stadt. Weniger wäre ein Meer von...?

Vielleicht ist die ernsthafte Kunst doch die härtere Kunst: Neulich, als achtzig Prozent des Publikums im Stuttgarter Opernhaus die Inszenierung von Wagners „Fliegendem Holländer“ auspfiffen, war es ganz schön laut. Wann wird schon mal ein lauter Rock’n’Roll-Musiker ernsthaft ausgepfiffen?

Beim Fußball wird richtig gepfiffen, das ist wahr.

Mitternacht ist gelaufen, die frische Depesche taugt womöglich weniger als mehr. Na und, ist mein gutes Recht, kostet nichts. Fliegt aus dem Programm.

So, das war ein lustiger Rosenmontageintrag.

In Hessen hat Roland Koch Fehler in seinem Wahlkampf eingestanden. Er weiß mittlerweile: Die Rückfallquote von Straftätern sinkt dank sorgfältiger Behandlung bei der Hinrichtung um circa 23 Prozent.

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