Bauers DepeschenDienstag, 10. März 2009, 295. Depesche![]() BETR.: KICKERS ![]() ![]() Die Stuttgarter Kickers spielen an diesem Mittwoch (11. März, 19 Uhr) gegen Unterhaching. Wir müssen gewinnen. Und wir müssen etwas tun. ![]() ![]() DIE SEILBAHN ![]() ![]() Es war der letzte Trick, der mir einfiel. Einem Kickers-Mann, glauben Sie mir, fällt schon lange nichts mehr ein. Ich kam am Samstag um eins aus dem Mineralbad Berg, dem zweitwichtigsten Naherholungspark der Stadt, und fuhr nach Degerloch. Normalerweise nehme ich am Charlottenplatz die Linie 7, sie hält auf der Waldau; diese Haltestelle hat man zu Ehren des Sponsors und gegen etwas Entgeld auch Gazistadion genannt. ![]() Eine halbe Stunde vor Spielbeginn wartete ich am Charlottenplatz auf die Bahn. Diesmal, habe ich gesagt, diesmal nehme ich NICHT die Linie 7 zum Gazistadion. Die Linie 7 ist die Loser-Linie. ![]() Aberglaube, davon hatte ich gehört, kann Berge versetzen. Aberglaube überwindet Abgründe. Wer den Abgrund liebt, hat Nietzsche gesagt, braucht Flügel. Diesmal werden wir siegen. ![]() Viele Jahre bin ich hinauf nach Degerloch gefahren. Erst mit der Zahnradbahn, dann mit der Linie 6, schließlich mit der Luxuslinie 7. Über dreißig Jahre bin ich hinauf nach Degerloch gefahren. Im Grunde, sage ich mir heute, war es wurscht, wie ich gefahren bin: Es ging immer bergab. Wir waren immer auf der schiefen Bahn. ![]() Diesmal fuhr ich mit der Linie 15. Die Haltestelle Gazistadion stinkt, habe ich gesagt. Ich nehme die Linie 15 zum Fernsehturm. Der Fernsehturm leuchtet. Die Linie 15 ist die Gewinnerlinie, habe ich gesagt. Wenn du mit der Linie 15 fährst, kannst du nicht verlieren. ![]() Im B-Block wartete wie immer mein Kollege George der Grieche, im Hauptberuf Gerichtsreporter. Auch ein Redaktions-Azubi war angereist, um einmal am Leben zu riechen, und nebenan, im C-Block, schlug wie bei jedem Spiel das blaue Herz des Punkrock-Musikanten Tschelle. Ich konnte es spüren im Stadion. ![]() Genau genommen gibt es kein Stadion auf der Waldau. Es gibt nur den gottverdammten Kickersplatz. Das war mal ein guter Fußballplatz. Aber als Naherholungspark hat er ausgedient. ![]() Bald werde ich zur Naherholung die Seilbahn zum Dornhaldenfriedhof nehmen. ![]() Die Toten auf dem Hügel haben ihre Würde behalten. Die Unterirdischen regieren heute bei den Kickers. Stehen herum wie Wachsfiguren. Die einen mit Visitenkarte, die anderen mit Rückennummer. Blamieren sich bis auf die Knochen, obwohl sie keine haben. Sonst würden sie die mal hinhalten. Was bleibt zu sagen: Auch die 15 war eine Verliererlinie. Wir sind Scheißverlierer auf der ganzen Linie. Aber wir können nichts ändern. ![]() Die Bahn bringt uns wieder hoch. ![]() ![]() REKLAME: ![]() Joe Bauers Flaneursalon: Mittwoch, 18. März 2009, 20 Uhr. ![]() Restaurant-Theater Friedenau, Rotenbergstraße 127, Stuttgart-Ost. ![]() Mit Stefan Hiss, Dacia Bridges, Michael Gaedt. Karten: 07 11 / 2 62 69 24. ![]() Immer noch suche ich einen Ost-Agenten für die Propaganda! ![]() ![]() Kolumnen in den Stuttgarter Nachrichten: ![]() www.stuttgarter-nachrichten.de/joebauer ![]() „Kontakt“ ![]() ![]() ![]() |
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