Bauers Depeschen


Freitag, 08. Juli 2016, 1649. Depesche



 



DER FLANEURSALON am 16. Juli im Galerienhaus Stuttgart ist ausverkauft.



ACHTUNG, DEMO

Am 16. Juli findet angesichts der jüngsten Ereignisse eine große Samstagskundgebung gegen Stuttgart 21 auf dem Schlossplatz statt. Beginn 13:30 Uhr. Es reden Winfried Wolf, Hannes Rockenbauch und unsereins. Stefan Siller spricht ein Grußwort, Angelika Linckh moderiert. Musik machen die Trommlergruppe Banda Maruca und das großartige Trio des Akkordeonisten Aleks Maslakov: mitreißender Funk-Jazz.



SCHMUDDEL-BANKETT

Am Samstag, 20. August, machen wir wieder unser Schmuddel-Bankett in der Leonhardstraße. Live-Musik u. a. mit Steve Bimamisa & Freunden. Feste Nahrung & Sanfte Flüssigkeiten. Denkanstöße.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



LIEBESGRÜSSE AUS KOLUMBIEN

Es gibt ihn noch, überhaupt keine Frage. Er war auch nie weg, er ist nur dorthin zurückgekehrt, wo er herkam. Hans R. Schweizer, der große weise Vater der Stuttgarter ­Musikszene, hat einen neuen Laden, ein klingendes Wunderland im Westen. 800 Quadratmeter auf zwei Stock­werken in der Schwabstraße 33. Wenn du zur Tür hereinkommst, wird dir schwindlig: Du stehst vor ein paar Hundert Gitarren, alle neu, keine einzige davon wie die andere, jede  einen Tick anders gebaut. Reichlich Schlagwerk findet man im Untergeschoss.

Sein erstes Geschäft hatte Hans R. Schweizer von 1968 bis 1981 ebenfalls im Westen, in einem ehemaligen Milchladen in der Silberburgstraße. Aus seinen frühen Beständen hat er einen Bürostuhl auf­bewahrt, ein Holzding von historischer Heiligkeit: In diesem Sessel hat Jimi ­Hendrix gesessen, als er  1969  zu zwei Konzerten in die Liederhalle kam. Hendrix brauchte ein paar neue Teile für seine nächsten Shows. Und immer wenn Musiker in ­Stuttgart ihre besten Teile suchen, gehen sie zu Schweizer.

Daran hat sich nichts geändert, auch wenn vieles anders geworden ist: Heute kommt nicht mehr jeder Kunde leibhaftig in den Laden. Claudine C.  Schweizer (30), die Tochter des Chefs, kümmert sich online um Musiker und Instrumenten-Liebhaber in der ganzen Welt. Diese  Geschichte erzählt  davon, wie auch das Internet Raum bietet für Menschlichkeiten, für berührende ­Begegnungen über Kontinente hinweg. Ein  neues Kapitel in der  langen Karriere des Individualisten Hans R. Schweizer als ­Fachhändler und  Freund der Musiker.

Nach der ersten West-Ära und einer ­weiteren Station in der Christophstraße im Gerberviertel führt er von 1992 bis Ende 2015 sein  Musikgeschäft Sound of Music an der Ecke Olga-/Wilhelmstraße. Mitte ­vergangenen Jahres teilt man ihm mit, das Gebäude werde abgerissen. Eine Weile ist unklar, ob er überhaupt weitermachen, ob er Räume finden wird. Er hat, wenn man so will, Glück: Im August 2015 schließt der Schuhfachhändler Mike Spicka nach 15 Jahren seinen Laden Chucks-Profi in der Schwabstraße 33. Schweizer greift zu. Im ehemaligen Musikhaus an der Olgastraße wiederum eröffnet im April 2016 Thomas Neumanns Palermo Galerie – ein befristetes Projekt für zeitgenössische Kunst. Ein denkwürdiger Kreislauf in der Stadt.

Schweizer lebt in einer Art Ruhmeshalle. Der begabte Akkordeonist, kurz vor dem Krieg in Stuttgart geboren, lernt eine Menge Stars kennen, als er nach Abitur und Kaufmannslehre in den Fünfzigern beim legendären Radio-Barth am Rotebühlplatz arbeitet. Es ist die Zeit der  GI-Clubs,  der Jazz-Größen.  Louis Armstrong, Oscar Peterson, Dizzy Gillespie. Schweizer sieht in den US-Clubs elektrische Gitarren, die man hierzulande nicht kennt: Fender, Gibson. Bei Barth beginnt er zu importieren –  nicht immer zur Freude des Chefs. Die Ware braucht drei Monate von den USA über den Panama­kanal nach Hamburg. Die Dinger sind teuer, aber eine Sensation. Wenn sie eintreffen, kommen Musiker aus ganz Europa zu Barth.

1968 dann das eigene Geschäft. „Ich ­wollte mich weiterhin um meine Typen kümmern, um die Musiker“, sagt Schweizer. Er redet selber wie ein alter Musiker, nennt die Dinge „dufte“ und „hammerhart“. ­Seine Art zu sprechen, sein Sound, erinnert mich manchmal an Wolfgang Dauner, den großen Stuttgarter Pianisten und ­Komponisten, einen treuen Wegbegleiter Schweizers.

Klar, die Anekdoten. Die kurze Deutschland-Tournee der Beatles 1966, als Schweizer für die englische Firma Vox an der ­Bühne steht. Oder die Sache mit dem schwäbischen Schreiner, Gitarren­spieler und Fan des  Blues-Stars Gary Moore: Als er in Schweizers Laden gerade wie verrückt eine Fender mit den Riffs seines Idols bearbeitet, steht plötzlich der echte Gary ­Moore hinter ihm. Auch der Nordire brauchte öfter  Teile.

Hans R. Schweizer war immer eine Art Lebensretter in der Szene, sofort zur Stelle, wenn es  ein Problem gab, wenn was fehlte, was nicht funktionierte. Bis heute zieht er durch die Clubs, weniger wegen der ­Geschäfte,  ihn interessiert, was seine Typen machen. Früher hatte er sogar ein rotes ­Telefon für Notfälle.

Seit einem Jahr arbeitet seine Tochter Claudine bei ihm. Nach dem Abitur machte  sie  einige Praktika  in New York, studierte Kommunikationsmanagement in Hamburg, absolvierte ihren Master-Abschluss in ­Monaco, war im Verlag Gruner & Jahr, bei Chanel in der Modebranche. Dann verabschiedete sie sich aus der PR-Arbeit, um im Laden des Vaters internationale ­Kontakte zu pflegen und  aufzubauen. Schweizer ist seit einiger Zeit im Online-Geschäft.

Als ich gerade im Laden bin, erreicht Claudine eine Mail aus Brunei Darussalam – einem Staat auf der südostasiatischen Insel Borneo. Der Absender sucht eine Premium-Gitarre der japanischen ­Firma Ibanez für Linkshänder (wie Jimi Hendrix). Ihm kann geholfen werden.

Ein Kolumbianer schrieb neulich, er brauche dringend eine siebensaitige Ibanez zum 17. Geburtstag seines Sohns. Er vertraue einem deutschen Fachgeschäft mehr als dem US-Markt, lege Wert auf gute Verpackung. Als das Instrument ein­getroffen war, schickte er ein Foto von sich und seinem strahlenden Sohn mit Gitarre nach Stuttgart. So beginnen Freundschaften.

Teure Sammlerstücke werden übrigens nicht verschickt. Der Kunde wird das ­Objekt der Begierde später selber abholen. Einem Liebhaber ist kein Weg zu weit.

Schweizers Musikladen ist ein Welt-Unternehmen mit sechs Angestellten. Der Arm des Internets reicht weit, aber auch der Hip-Hopper um die Ecke braucht schnell mal Teile. Schweizer hat den Ruf, dass es nichts gibt, was er nicht hat. Wenn er gefunden hat, was der Kunde sucht, sagt er „dufte“. Und dass es  einen solchen ­Laden noch gibt in der Stadt, das ist  schon hammerhart.









 

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