Bauers Depeschen


Samstag, 10. Mai 2014, 1283. Depesche



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NACHTRAG: Stuttgarter Kickers - "RB" Leipzig 1:3

(Die Blauen vergeben ein halbes Dutzend bester Chancen)





Betr.: Flaneursalon live: Karten jetzt auch bei Ratzer

WERTE GÄSTE,

am Mittwoch, 28. Mai, ist der Flaneursalon wundersamerweise zum ersten Mal im altehrwürdigen Laboratorium in der Wagenburgstraße - aber der Vorverkauft läuft leider nicht gut. Vielleicht lässt sich da noch was machen, im roten Osten der Stadt. Wir haben eine schöne Besetzung: Der Sänger und Akkordeon-Virtuose Stefan Hiss bringt noch zwei Kollegen mit, darunter seinen Sohn Joscha Brettschneider an der Gitarre. Die Sängerin Dacia Bridges ist mit ihrem Gitarristen dabei, und mein alter Freund Roland Baisch mischt als Joker mit. Karten gibt es via LABORATORIUM im Internet - und jetzt auch im Plattencafé Ratzer im Leonhardsviertel.



BLOCKUPY IN STUTTGART

Zum ersten Mal findet eine Blockupy-Demo mit Kundgebungen in Stuttgart statt, und zwar am Samstag, 17. Mai (gleichzeitig mit Veranstaltungen in Berlin, Hamburg und Düsseldorf). Thema: "Für ein Europa von unten". Start ist um 12 Uhr in der Lautenschlagerstraße am Bahnhof. Dort sage ich ein paar Worte.



Der Klick zum

LIED DES TAGES



Die StN-Kickers-Kolumne:



IMMER DER GLEICHE!

Oft habe ich nach dem Schlusspfiff auf dem Kickersplatz den Stehbereich des ­B-Blocks verlassen wie einer, dem sie gerade das Pferd unterm Hintern weg­geschossen haben. Ich weiß allerdings nicht, was passieren wird, wenn sich gewisse Damen und Herren an diesem Samstag von ihren Plätzen in der schrecklichen Gewissheit erheben, zum letzten Mal mit ihrem Allerwertesten den angestammten Schalensitz gedrückt zu haben.

Am 19. Mai wird die Haupttribüne der Stuttgarter Kickers abgerissen. Die neue soll Mitte Februar 2015 eröffnet werden. Bis dahin hängen viele Sympathisanten in der Luft, und nur ein Ahnungsloser käme auf die Idee, man könne auch seine blaue Seele so einfach baumeln lassen.

Der Werbetexter Uwe Pfeifer, ein auf der Degerlocher Waldau integrierter Franke, sitzt seit einem gefühlten Menschen­leben auf der Haupttribüne. Er kennt die Figur des „Bruddel-Rentners“. Der Bruddel-Rentner, sagt Pfeifer, hat seinen Platz „durchaus im militärischen Sinn eingenommen“. Er hält die Belagerung bedingungslos aufrecht, egal, bei welchem Wetter, egal, in welcher Liga. Er brüllt beim ersten Pfiff des Schiedsrichters nach dem ersten Foul eines gegnerischen Spielers: „Immer der Gleiche!“ Der Bruddel-Rentner ist nicht immer Rentner von Beruf, aber immer Bruddler aus Berufung.

Die Kickers-Tribüne hat eine Geschichte, die Bücher füllen würde. Ein gewichtiges Kapitel nähme der Metzger Rudi Klink ein. Er leitete einst die Imbissstände auf dem Kickersplatz und erfand die „Stadionwurst“: Das Adjektiv „rot“ war allein dem VfB zugeordnet und deshalb unverdaulich. Als der Kardiologe dem Metzger riet, wegen akuter Lebensgefahr während der Spiele Waldspaziergänge zu machen, stellte sich heraus, dass die Tribünen-Abstinenz Rudis Herz mehr zusetzte als die Partie selbst.

1899 wurde der Klub der Blauen gegründet. Erst spielte er am Stöckach, mit einem Thorwächter, zwei Verteidigern, einer Drei-Mann-Deckung und fünf Stürmern. Seit 1905 sind die Kickers auf der Waldau. Die erste Holztribüne weihte 1913 der Kronprinz von Württemberg ein: einen Nachbau der Tribüne des früheren Kickers-Vorbilds Arsenal London im Maßstab 1:3. Nicht ­zufällig schrieb sich Stuttgarts erster Fußballverein zunächst Cickers.

Bis heute spricht man vom „Blauen Adel“. Es gab zwar immer wieder Zeiten, in denen die Mannschaft den Anhängern genügend einheizte. Legendär der Hundert-Tore-Sturm von 1947/48 mit den Spielern Edmund Conen, Helmut Jahn, Albert Sing, Reinhard Schaletzki. Als „eher gebräuch­liche Sitzheizung“, notierte mal der Kollege Bruno Bienzle, dienten den Haupttribünen-Herrschaften allerdings Kaschmirdecken und Perserbrücken. Als das alte Holzmöbel 1975 abgerissen wurde, rückten die Stammgäste an, um ihre seit Generationen vererbten Plätze mit auf­gemalter Nummer auszusägen und in die Hausbar zu hängen. Einen der auffallendsten Sitze, heißt es, besaß der Kaufmann Peter Maier („Käs-Maier“): Er thronte auf einem mit blauem Stoff bezogenen Polster; seine Initialen PM hatte er in Schmuckschrift anfertigen lassen.

Unsereins, seit den späten Siebzigern Waldau-Steher, kennt die Innereien der Sitztribüne nur aus Gründen der besseren Sicht bei Spezialeinsätzen. Unvergesslich die Saison 1986/87, als wir ins Berliner Pokalfinale gegen den HSV einzogen. ­Berauschend das Pokalspiel am 12. Oktober 1999, als wir den Erstliga-Tabellenführer Borussia Dortmund mit 3:1 vom Platz ­fegten. Da tat sich selbst nachts über den Waldau-Wipfeln der Himmel auf. Dem Gewohnheitssteher ist das Sitzen nur in extremen Ausnahmefällen erlaubt, wobei der Blick auf das Gegenüber namens B- Block immer soziale Schuld­gefühle auslöst. Das ging mir sogar so, als mir Anfang des neuen Jahrtausends der 2009 verstorbene Kickers-Ehrenratsvorsitzende Fritz Seeger handschriftlich den Stellungsbefehl zukommen ließ, mich zu einem Spiel auf der Tribüne einzufinden. Nie wieder habe ich einen Mann im blauen Blazer so furios über sein Ein und Alles schimpfen hören. Da wurde mir klar, welcher Geist in diesem Mikrokosmos umgeht. „Wer schimpft, lebt und liebt“, sagt der Tribünen-Philosoph Pfeifer.

Wir können nicht wissen, wie die neue Tribüne aussehen und auf uns wirken wird. Sicher ist nur: Solange wir aufrecht stehen können, geht uns im B-Block jeder Sitz am Arsch vorbei.



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