Bauers Depeschen


Freitag, 20. Dezember 2013, 1220. Depesche



Auswärtssieg!

NACHTRAG: Rot-Weiß Erfurt - Stuttgarter Kickers 1:2



DIE FAMILIENSAGA: FLANEURSALON IN DER ROSENAU

Mittwoch, 19. Februar 2014, ROSENAU: Auf vielfachen Wunsch tritt der FLANEURSALON nach dem Gastspiel im Theater Rampe noch einmal in der Familien-Bande-Besetzung an. Mit Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa, mit Roland Baisch & Sohn Sam sowie Toba Borke & Pheel. Andere Geschichten, andere Songs. 20 Uhr. Vorverkauf läuft.



Und noch ein Hinweis:

DIE PAPIERTIGER MIT JESS JOCHIMSEN IM CAFÉ WEISS

Zum dritten (und wahrscheinlich letzten) Mal lade ich zu meinem Lieder- und Leseabend unter dem Titel "Die Papiertiger" ins Café Weiß: Am Donnerstag, 23. Januar 2014, heißt mein Gast Jess Jochimsen. Der Freiburger Schriftsteller und Kabarettist nutzt einen freien Tour-Tag für ein außerplanmäßiges Gastspiel in der Stuttgarter Altstadt-Bar, Geißstraße 16. Musik macht wieder Roland Baisch mit seinen Freunden. Beginn 19.30 Uhr. Eintritt frei. Reservierungen (Mo - Sa ab etwa 19 Uhr) unter der Telefonnummer 07 11/24 41 21.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



DIE ENTSCHEIDUNG

Als ich abends um sieben am Marienplatz auf die Zahnradbahn wartete, ließen sie dem Weihnachtsmann gerade die Luft raus. Zwei Männer rollten den Kerl zusammen wie einen Schlafsack. Eines Tages, sagte ich mir, wird es allen aufgeblasenen Typen so gehen. Ob sie wollen oder nicht.

Ich fragte die Weihnachtsbaum-Verkäufer auf dem Platz, ob sie ihren Weihnachtsmann morgen wieder aufpumpen würden. Ja, sagten sie, bis zum 22. Dezember müssten sie schon noch durchhalten. Auf dem Platz steht außer den Tannen zum Mit­nehmen ein fest verankerter Christbaum mit elektrischen Kerzen, zuständig für die städtische Besinnlichkeit. Wenn im Schein eines Weihnachtsbaums ein großer, fetter Weihnachtsmann plattgemacht wird, schlägt das aufs ­Gemüt, und dann kam auch schon die Lautsprecherdurchsage, die ­Zahnradbahn habe aus technischen Gründen eine Viertelstunde Verspätung.

Den ersten öffentlichen Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen in diesem Jahr ­hatte ich an einem Novemberabend in der ­Olgastraße neben dem Neuro-Café für ­ratsuchende Patienten gesehen. Er wäre mir nicht aufgefallen, hätten nicht zwei Prostituierte davorgestanden. Die Huren sind clever, dachte ich, sie verstehen etwas von Lichtinszenierung.

Ein aufgeblasener Weihnachtsmann neben käuflichen Tannenbäumen und zwei käufliche Engel neben einem leuchtenden Christbaum geben dem Spaziergänger das Gefühl, in einer Stadt zu leben, die mit der christlichen Weihnacht ­gut zurechtkommt.

Schülerinnen und Schüler aus dreiundzwanzig Nationen besuchen das Cannstatter Gottlieb-Daimler-Gymnasium, und weil darunter viele junge Menschen sind, die nicht dem christlichen Glauben angehören, wollte die Schule vor Weihnachten ein Fest veranstalten, das sich nicht auf christliche Rituale beschränkt. Die Lehrer nannten es „Multikulturelle Feier zum Fest der Werte“. Der gut gemeinte Titel klingt etwas sperrig, das Wort „multikulturell“ ziemlich ab­gedroschen, bedeutungslos. Kultur ist für junge Menschen ja immer international, so wahr wie deutsche Kids Finn und Lilly ­heißen, sich bei McDonald’s Veggie Burger rein­ziehen und auf ihren Smartphones ­Techno hören. Auch unsereins, obwohl schon runter vom Pausenhof, gönnt sich fern der Leitkultur Spaghetti, schaut sich amerikanische Filme mit interkultureller Färbung an und legt Hip-Hop mit gregorianischen Chören auf. Es hat sich kulturell ja einiges verändert, seit Mai 1945.

Das Daimler-Gymnasium hat inzwischen sein „Fest der Werte“ abgesagt, weil, so teilt das Regierungspräsidium mit, „auf Internetseiten der rechtslastigen ­Szene“ die Einladung samt den Kontaktdaten der Schule veröffentlicht worden seien. Im Radio hieß es, rechts­nationale und „islamkritische Kreise“ hätten außerdem mit Mails an die Schule protestiert. ­ Diese Sprachregelung versucht, die ­Situation zu verharmlosen, die Realität zu verleugnen; es wird kein ­ Zusammen­hang mit den rechtsextremen Umtrieben im ganzen Land­ hergestellt.

Fakt ist: Neo-Nazis und ihre reaktionären Sympathisanten sind in der Lage, mit ihrer ­rassistischen, faschistoiden Hetze in Stuttgart ein internationales Schulfest zu ­verhindern. An einem Ort, wo mehr Aus­länder und Migranten leben als in jeder vergleichbaren deutschen Stadt. In einer Republik, die Religionsfreiheit garantiert, die in ihrer Verfassung die Gleichheit der Menschen unabhängig ihrer Herkunft fest­geschrieben hat. Grund der Fest-Absage: Die Sicherheit der Schüler ­sei gefährdet.

Am heutigen Freitag wird in der Haushaltsdebatte im Stuttgarter Gemeinderat aller Voraussicht nach über die Zukunft der ehemaligen Gestapo-Zentrale, des Hotels Silber, am Karlsplatz entschieden: ob und wie das Gebäude als Gedenkstätte und vor ­allem als Lernort für die Auseinander­setzung mit dem gegenwärtigen Nazi-Terror erhalten wird. Stuttgart ist die letzte deutsche Großstadt ohne NS-Dokumentationszentrum. Der Gemeinderat beschließt, ob es die sogenannte kleine Lösung zugunsten des geplanten Investoren-Neubaus oder die große Lösung zugunsten des Lernorts geben wird. Die große Variante würde den zweiten Stock des linken Gebäudeflügels, die ehemalige Chefetage der Gestapo, in ein Aufklärungsprojekt einbeziehen.

Mal schauen, was der grüne Oberbürgermeister und der grüne Ministerpräsident dazu zu sagen haben. Ihre Partei spielt bei der Abstimmung im Rathaus die entscheidende Rolle. Wer nicht erkennen will, was das Hotel Silber und das Gottlieb-Daimler-Gymnasium miteinander zu tun haben, ist blind auf dem rechten ­Auge, sieht nur das Geld. Die Entscheidung über das ­Hotel Silber fällt wenige Tage vor Heiligabend. Eine Stuttgarter Weihnachtsgeschichte, die ein erschreckendes Ende nehmen könnte.



NACHTRAG. Die Entscheidung ist gefallen. Gegen die Stimmen der SPD und der SÖS hat der Gemeinderat den zweiten Stock abgelehnt. Dazu gibt es nichts zu sagen.



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