Bauers Depeschen


Dienstag, 17. Dezember 2013, 1218. Depesche



AM DIENSTAG UND MITTWOCH STREIKEN TAGESZEITUNGSJOURNALISTEN!

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HIER GEHT ES ZU MEINER MONTAGSDEMO-REDE auf dem Kronprinzplatz:

www.flaneursalon.de/de/depeschen.php?sel=20131216

 

GROSSER FLANEURSALON IN DER ROSENAU

Mittwoch, 19. Februar 2014, ROSENAU: Auf vielfachen Wunsch tritt der Flaneursalon noch einmal in der Familien-Bande-Besetzung an. Mit Roland Baisch & Sohn Sam, mit Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa, Toba Borke und Pheel. 20 Uhr. Vorverkauf läuft.



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Die aktuelle StN-Kolumne:



VERLIERER

Man bekommt in diesen Tagen häufig ­E-Mails und Papierbriefe mit der alarmierenden Botschaft, „ein ereignisreiches Jahr“ gehe zu Ende. Die Absender fügen das Eigenschaftswort „ereignisreich“ meist in der Absicht ein, zum Jahresende noch etwas Spendengeld rauszuleiern. Sie wollen dem Adressaten sagen: Du hattest ein großes Jahr, du bist reich an Ereignissen, jetzt kannst du was abgeben von deiner ­arm­seligen Kohle.

Liebe Verwalter des einjährigen Ereignisreichtums: Ich bin kein Entaklemmer (das gleichnamige Stück gibt es zurzeit im Theater der Altstadt), leider aber wusste ich bis zum ­Sonntag nicht, welches Erlebnis in meinem Stuttgarter Allerweltsleben ich als Ereignis werten könnte. Im Januar trat Herr Kuhn sein Amt als Oberbürgermeister an. Er hatte die Wahl im Herbst 2012 nicht gewonnen, weil er Herr Kuhn war. Er wurde Rathauschef, weil die meisten Stuttgarter auf keinen Fall Herrn ­Turner wollten. Turner war für die Leute von vorneherein ein Verlierer, der einen an der Waffel hatte, die in seinem Fall eine Propaganda-Brezel war.

Der Wettkampf um den OB-Posten war so langweilig wie später die Bundestagswahl, und vom neuen Oberbürgermeister hätte man bis heute fast nichts mehr gehört, wenn ihn die Feuerwehr nicht gezwungen hätte, den Fernsehturm zu schließen.

Die Bundespolitiker wiederum ver­brüderten sich zur größten deutschen Herrschaftsmacht seit Erich ­Honecker. Dieses Syndikat ­nennt man „GroKo“, der Begriff steht für Große ­Koalition. Das dackelhafte Wortspiel GroKo ist eine Beleidigung für jedes anständige Krokodil. Was für ein ­ereignisarmes Jahr muss hinter uns liegen, wenn man einen lausigen Kalauer zum „Wort des Jahres“ wählt.

Unsereins ist ehrlicher Besitzer zweier Paar stets gut gewichster Kroko-Stiefel, und er weiß, dass die ­Abkürzung „Kroko“ der Vernied­lichung dient. Wer schon will den Leuten erzählen, er stecke seine Füße in Stiefel, die man aus der Bauchhaut eines stinkenden, gefräßigen, heimtückischen Alligators ­gefertigt hat? Kroko-Stiefel klingt wie ­Kroko-Täschchen. Harmlos, kokett, dekadent. Ein ­Veganer wird dich fressen, wenn er dich in Krokodil-Latschen herumstiefeln sieht, zu Recht. Normalerweise trage ich meine Krokos nur nachts im Bett.

Es war ein schöner Sonntag. Die Stadt schnarchte vor sich hin unter dem blauen Himmel mit seiner hochsommergrellen Dezembersonne. Vereinzelt drangen vom Weihnachtsmarkt Brunstschreie zu mir herüber, auch ein paar Glühweinrülpser konnte ich hören. Es war so hell und klar an diesem Sonntag, dass ich mit meinen ­Kroko-Stiefeln ins Kino flüchten musste.

Das Kino ist eines der letzten Alltagsabenteuer, auch wenn es in den meisten Kinos nach Popcorn stinkt. In meinem Film saß ein junger, bärtiger Folk-Sänger und Gitarrenspieler einem abgehangenen Club-Manager gegenüber. Wenn man die Männer sieht, erfährt man alles über die Wahrheit des Lebens: Die Hoffnung stirbt zuerst.

Der ­Manager hatte den Sänger im leeren Bühnenraum vorspielen lassen. Als der Song zu Ende war, sagte der Manager: Du bist nicht schlecht, aber ich sehe kein Geld. Da wusste der Sänger, dass er wieder einmal ver­loren hatte. Er sagte okay, ging hinaus in den Schnee von Chicago und trampte ­zurück nach New York, wo er ­hergekommen war. Es war das New York von 1961, die Stadt der hungrigen Krokodile, wo Folk etwas fürs Leben war und die Chance klein, den Durchbruch zu schaffen.

Der Film heißt „Inside Llewyn Davis“, die berühmten ­Coen-Brüder haben ihn ­gemacht, und dieser Film ist die größte, traurigste und komischste Würdigung des Verlierers an sich, die ich je gesehen habe. Ein ­Ereignis, ausreichend, 2013 als ereignis­reiches Jahr abzuhaken.

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DER KLEINSTE FLANEURSALON ALLER ZEITEN

Heute, Dienstag, 17. Dezember: Flaneursalon Intim in der JAKOB-STUBE, Leonhardsviertel. Mit Dacia Bridges & Gabriel Holz. 20 Uhr. Karten (10 € inklusive Getränk) im Lokal.



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