Bauers Depeschen


Donnerstag, 20. Dezember 2012, 1028. Depesche



 

SIGNIERTE BÜCHER

IM PLATTENCAFÉ RATZER RECORDS im Leonhardsviertel (neben dem Brunnenwirt) gibt es wieder signierte Exemplare meines neuen Buchs - auch noch am Montag, bis 14 Uhr.



FLANEURSALON IM SCHLESINGER:

KARTEN GIBT'S AM TRESEN

Der erste Flaneursalon im neuen Jahr geht am Dienstag, 19. Februar, im SCHLESINGER über die Bühne. 20 Uhr. Erstmals mit UTA KÖBERNICK und ihrer Band Kritische Begleitung - und mit Dacia Bridges, Zam Helga und Roland Baisch. Karten gibt es in der Kneipe (Montag bis Samstag, ab 17 Uhr). Tel 07 11 / 29 65 15



MIT VINCE KLINK IN DEN WAGENHALLEN

Unter dem Motto "Der Häuptling spielt auf" gastiert der Meisterkoch und Basstrompeter Vincent Klink am Montag, 21. Januar, in den WAGENHALLEN. Begleitet wird er von dem New Yorker Bassisten Joe Fonda und dem Pianisten Patrick Bebelaar. Unsereins ist als vorlesender Gast dabei. Beginn 19.30 Uhr. Nach der Vorstellung werden die berühmten Fleischküchle mit Kartoffelsalat des Kochs Martin Ivenz serviert.



WARUM schreibt eigentlich keiner was im LESERSALON ?



SOUNDTRACK DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



DER UNTERGANG

Die Wetterfrösche kündigen Eiseskälte und Regenschauer an für den Tag, an dem die Welt untergehen wird. Es war nicht sicher, ob ich noch einmal die Sonne sehen würde, als ich diese Zeilen geschrieben hatte. Weltuntergänge haben ein typisches Wetter, und es war schon eine Weile her, dass die Welt zum ­letzten Mal untergegangen war.

Menschen mit Gewissen erleben zwischen Geburt und Tod mehrere Weltuntergänge, ohne je vom Maya-Kalender gehört zu ­haben. Und nie sind sie sich sicher, was besser wäre, die Welt würde später wieder aufgehen oder bleiben, wo der Pfeffer wächst.

Von einem gelungenen Weltuntergang spricht man, wenn auch hinterher die Volksabstimmung über Stuttgart 21 unein­geschränkt Bestand hat. Dann erst kann der liebe Gott auf gesunder Basis beginnen, die Welt und ihre Mitte neu zu erschaffen. Mit etwas Glück wird der liebe Gott zur besseren Orientierung im großen Nichts noch ein paar alte Baulöcher und Wasserrohre vorfinden, die der Weltuntergangsprojektleiter wegen ihrer Nutzlosigkeit übersehen hat.

Kurz vor Weihnachten möchte ich den lieben Gott bitten, bei einer eventuellen Neuschöpfung nicht wie früher bereits am ersten Tag seiner Agenda die Erde zu schaffen. Effizienter wäre, sofort mit Stuttgart 21 zu beginnen. Mit dem Urknall. Und wenn der liebe Gott fünf Tage lang Luft und Wasser, Esel und Frösche gefertigt hat, soll er sich am sechsten Tag um Gottes willen nicht mit affenartigen Modellen her­umärgern. Sondern sich ansatzlos den grünen Politiker aus dem Leib schneiden. Nur so ist der vollkommene Mensch garantiert. Die Sache mit dem faulen Apfel käme erst gar nicht auf: Wie gewohnt, offeriert der grüne Politiker den Garten Edeka den Immobilienhaien.

Der liebe Gott weiß, wie blind er seinem grünen Sohn auf Erden vertrauen kann. Als der erste grüne Regierungschef im Mittelpunkt der Welt sein Amt antrat, nannte er sich in Anlehnung an sein himm­lisches Vorbild „Landesvater“. (Der bevorzugte Titel „Heiliger Vater“ war leider schon vergeben.) Der erste grüne Landesvater versprach seinen irdischen Unter­tanen „Mitbestimmung“, „Transparenz“ und andere „nachhaltige“ Werte zur Demokratisierung der Heimat. Aufgrund der Wahrhaftigkeit ­seiner christlichen, demokratischen Ver­heißungen ehrt man den grünen Landes­vater am besten als Vater Morgana.

Der Landesvater geht jeder demokra­tischen Politik konsequent aus dem Weg, um seinen Nimbus als Gottes grüner Landesvater nicht zu gefährden. Dafür paktiert er mit Beelzebuben vom Dorf, die sich bis heute für echte rote Teufel halten, sobald sich ihre Sozen-Nasen entsprechend färben.

Einige Gotteswähler der grünen Gefolgschaft merkten zwar bald, dass sie nach des Landesvaters Thronbesteigung ein schwarzes Loch gegen eine grüne Zelle ohne Aussicht auf Veränderungen getauscht hatten. Dafür aber wurden etliche Urknall-Chargen eilends in hohe Kulturämter mit Zugriff auf Freikarten für die VfB-Arena und andere Affentheater gehoben.

Der liebe Gott schaute wohlwollend zu. Sein schwäbischer Stellvertreter mit gut gebürstetem Heiligenschein war ein Gotteskrieger, der sich im heimischen Schützenverein als kleinkalibriger Botschafter der baden-württembergischen Waffenindustrie im Kampf gegen die Gewalt verdingte. Das Projekt Stuttgart 21 stellte sich zwar kurz vor dem Weltuntergang als ein in betrügerischer Absicht schöngerechnetes Beispiel für Machtgier und Machbarkeitswahn heraus. Aber die mit reichlich Geld mani­pulierte Volksabstimmung musste im biblischen Kontext des Landesvaters höher bewertet werden als sechs oder zehn Milliarden zulasten des Steuern zahlenden Bürgers. Sogenannte Kosten­explosionen sind ja höhere Gewalt, also göttlicher Natur – oder aber Resultat zukunftsfeindlicher Protestierer, die kilometerlange Tunnel zur besseren Sicht auf Metropolen wie Ulm und Bratis­lava für unsinnig halten.

Es gibt auch keine Ausstiegsmöglichkeit. Die Propaganda-Abteilung verbreitet in der Hoffnung auf den Weihnachtsfrieden die Mär, es sei teurer, ein altes Loch zu schließen, als ein neues zu graben. Diese Farce ist ein Provinz-Lehrstück: als Realsatire so absurd, aberwitzig, gruselig, dass es keiner Zuspitzung bedarf. Bekanntlich entsteht Humor, wenn der Spaß aufhört.

Da für morgen der lustige Weltuntergang geplant ist, bitte ich den lieben Gott, unseren Bahnhof-Torso von den Auslöschungsarbeiten zu verschonen. Lieber Gott, lassen Sie die Bonatz-Ruine im großen Nichts stehen. Als eine Art baby­lonisches Mahnmal. Als eine Gedächtniskirche gegen deutschen Größenwahn und internationale Zockergier in der Berliner Ära der Mutti Gottes. Könnte ja sein, dass Sie, lieber Gott, nach dem Weltuntergang noch einmal die Ärmel hochkrempeln.

Mark Twain sagt: „Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war.“ Lieber Gott, ­machen Sie es beim nächsten Mal besser umgekehrt. Auch wenn man diesen Schritt erneut als Aufforderung zu grüner, roter, schwarzer Sumpf- und Dschungelpolitik missverstehen wird. Nachhaltig, bis zum Untergang.



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