Bauers Depeschen


Donnerstag, 19. Juli 2012, 949. Depesche



 

NÄCHSTER FLANEURSALON am Dienstag, 25. September, im Club Speakeasy, Rotebühlplatz 11. Mit Toba Borke & Pheel, Zam Helga, Dacia Bridges & Alex Scholpp.



SOUNDTRACK DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



NICHT DRIN IST AUSSEN VOR

Alles, was der Mensch über den Geist des Marketing-Zeitalters wissen muss, kann er von Stadtbussen lernen. Ein Telefonbuchverlag hat die Karosserie mit der Zeile ­dekoriert: „Nicht drin ist außen vor“. Der Ausdruck „außen vor“ ist Grund genug, dem Drin-Zwang so schnell wie möglich zu entfliehen. Es könnte leicht ein wahnhaftes Marketing-„Must“ draus werden.

Wenn einer drin und nicht außen vor ist, dann der OB-Kandidat Turner. Wer ihn nicht kennt: Es handelt sich um den CDU-Star mit den DDR-sozialistisch verschlungenen Brezelhänden im Logo. Um die noch untersagte Wahlkampfplakatierung zu unterlaufen, ließ der frühere Reklameunternehmer seine dynamisch verstrubelte Frisur für Veranstaltungsposter abbilden und mit dem Text hochbürsten: „Seit hundert Tagen OB-Kandidat“. Diese Schlagzeile hängt an verkehrsreichen Straßen, die Turner offenbar gut kennt. Neulich gab er zum Besten, das Mineralbad Berg sehe aus wie eine „Bushaltestelle“. Womöglich kam er auf dieses Bild, als er im Feuchtgebiet der Propaganda die Haltewunschtaste suchte.

Die Parole „Nicht drin ist außen vor“ hat auch Stuttgarts Justiz mit ihrem Oberstaatsanwalt Häußler im Sturmgepäck. Schaut der politische Scharfrichter H. beim Über­wachen konspirativer Kräfte mal vom Telefon- ins Gesetzbuch, erscheinen ihm alle Lebewesen als außen vor, die sich nicht rechts vom rechten Flügel der CDU bewegen. In diesem Klima deckt der neue „Spiegel“ beim Umgang mit dem S-21-Protest denkwürdige Fälle auf: „Die Justiz scheint in Stuttgart schärfer als anderswo vorzugehen. Dieter R., 54, wurde wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Seine angeb­liche Straftat bestand darin, einem Polizisten durch Blenden mit einer Taschenlampe aus ,ungefähr 5 bis 20 Meter Entfernung‘ ein Augenödem zugefügt zu haben. Die Staatsanwaltschaft machte es wie bei vielen Demonstranten: Sie schickte einen Straf­befehl über 180 Tagessätze, ab 91 gilt man als vorbestraft.“ Der Beschuldigte ging vor Gericht und erfuhr: Die Ermittler hatten sein Lampenlicht als ­Laserstrahl ausgelegt.

Dieser Sommer mit seinem feuchtschwülen Wetter ist wie geschaffen für Entladungen. Die Schlagzeilen um den schwarzen Bruderpakt des Investmentbankers Notheis mit seinem CDU-Politiker Mappus beim EnBW-Schacher erwecken wie auch der Fifa-Korruptionsskandal den falschen Eindruck, es handle sich in diesem Sumpf von Macht, Geld und Gier um Einzelfälle. Der Fußballkrimi taugt daneben als Bühne für Hinterbänkler. Stuttgarts Innenminister Gall (SPD), sonst eher als freiwilliger Feuerwehrmann in der Öffentlichkeit präsent, darf vor Fernsehkameras kundtun, für ihn als „Fußballfan“ sei Korruption irgendwie falsch. Dagegen hat er als oberster Dienstherr der Polizei nichts zu sagen, wenn die Staatsanwaltschaft das Haus des ehemaligen Stuttgarter Richters und späteren S-21-Gegners Dieter Reicherter durchsuchen und Computer beschlagnahmen lässt.

Stellvertretend meldete sich via Facebook ein Grüner, Tübingens populistischer OB Palmer. Obwohl er in seinem Internet-Text den Betroffenen Reicherter durchgängig als einen Mann namens „Richter“ führt, weiß Palmer genau, worum es geht: Die „Untersuchung“ habe „gar nicht Richter gegolten. Schon gar nicht sollte die Bewegung aus­gespäht werden. Es ging darum, die undichten Stellen im Sicherheitsapparat zu finden. Das ist nun jedenfalls vollkommen legal.“

Und nun jedenfalls vollkommen egal. Der Richter a. D. Reicherter besaß Akten, die belegen, wie Galls Bedienstete Demonstranten ausspionieren. Laut Palmer ist das „jedenfalls nicht Ausfluss eines Polizeistaats, den viele jetzt erkennen".

Erkennbar ist: Bei diesem Ausfluss grüner Politikersprache ist man lieber so weit wie möglich außen vor.



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