Bauers DepeschenSamstag, 23. Juli 2011, 759. DepescheNACHTRAG Der Massenmörder von Norwegen, entnehme ich der Presse, steht politisch nicht rechts. Er hat lediglich nicht aus der christlichen Mitte geschossen. NACHRUF Auch wenn es zynisch klingt, so ist es doch die Wahrheit: Die Art und Weise, wie Amy Winehouse die Bühne verlassen hat, heißt ja nur, dass der Rock 'n' Roll nicht sterben will. ALLES ÜBER DEN STRESSTEST und die Deutsche Bahn: RAILOMOTIVE und STERN STREIK-TAGEBUCH (III) "Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?" - "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht..." ("Die Faust im Nacken", 1954, Regie: Elia Kazan) Über den Zeitungsstreik berichtet ausführlich und aktuell STREIKBLOG 0711 GAST-BEITRAG Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten sind diese Woche von vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion bestreikt worden. Auch am kommenden Montag geht der Arbeitskampf weiter. Der Koch, Autor und Musiker VINCENT KLINK (im kommenden Herbst ist er wieder Gast im Flaneursalon) hat eine unserer Streik-Aktionen besucht - und danach eine Betrachtung in sein elektronisches Tagebuch geschrieben. Mit freundlicher Genehmigung des Autors gebe ich die Gedanken weiter: GASTRONOMIE UND JOURNALISMUS Von Vincent Klink Noch nicht lange her, da befand sich − mit Ausnahmen − der Kochberuf noch ziemlich in der Nähe des Prekariats. Doch es geht in meinem Arbeitsfeld seit Jahren ständig aufwärts, die Arbeitsbedingungen und die Lohne entwickeln sich positiv. Bei den Journalisten läuft es genau umgekehrt. Die Verleger schauen mit Neid auf die „Bild“-Zeitung, obwohl dieser Lügenmarktplatz mit seriösem Journalismus aber auch gar nichts zu tun hat. So versucht man verzweifelt, mit spitzen Fingern solche Geschäftsmodelle und damit die niedrigen Instinkte der Masse anzuzapfen, kopiert ein bisschen das Gebrülle und den medialen Krawall. Eine eigene, gute Idee ist nicht in Sicht. Wollte man bei Unternehmensberatungen Hilfe holen, könnte man sich gleich die Kugel geben, denn Industrieabläufe und Administratives sind gut rationalisierbar, aber Zeitungsmachen ist Hand- und Kopfarbeit. Wer Hirnleistung rationalisiert, rutscht unweigerlich in den Murks. Die sinkenden Anzeigeneinnahmen haben die Branche in die Angststarre bugsiert, und der letzte verzweifelte Versuch, den roten Zahlen zu entgehen, könnte so aussehen: in Zukunft das Personal reduzieren, den Lohn der Neuankömmlinge in der Redaktion drücken und mit Praktikanten und weniger qualifizierten Leuten Kosten sparen. Man gibt sich der Hoffnung hin, dass die Leser nichts merken. In der Gastronomie gab und gibt es ähnliche Entwicklungen, runter mit den Preisen, runter mit der Qualität, billig-billig – und dann hoffen, dass es niemand merkt. Das Publikum ist aber wesentlich weniger blöd, als gewisse Branchen sich erhoffen. Die Billiggastronomie ist deshalb längst am Boden, und den Zeitungen wird es womöglich nicht anders ergehen. Hilfe, wo bist du? Man könnte zum Beispiel mal ein Glas Wein trinken. Deutscher Wein kostet heute allerdings mindestens doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Da sich jedoch die Qualität auch verdoppelte, stimmt der Gegenwert. Deutschen Winzern geht es besser denn je, denn Genusstrinker haben die Ausfälle kompensiert und die Billigtrinker ersetzt. Diese bevorzugen offensichtlich kostengünstige Großtankerzeugnissen aus dem Ausland, um sich abzuschädeln. Kurzum, was beim Wein trotz Massenkonkurrenz funktioniert, so mein fester Glaube, das könnte man vielleicht aufs Zeitungswesen übertragen. Hoffentlich sind solche Gedanken schon im Umlauf, denn es wäre schon peinlich, wenn man für solche simplen Ideen einen Koch bräuchte. Jedenfalls wäre dieser Koch für guten Lesestoff gern bereit, statt einsfuffzich zwei Euro hinzulegen. Ganz klar, mit Preiserhöhungen verliert man einen Teil der Kundschaft. Den Winzern und auch den guten Gastronomen ging es genauso. Der Schwabe ist jedoch nicht geizig, er zahlt für Qualität auch gern höhere Preise. Er lässt sich aber nicht durch eine geistgedünnte Presse verarschen, die keine Haltung hat und deren überlastete Malocher irgendwann nur noch Zeit finden, das unreflektiert zu kopieren, was der Ticker ausspuckt. Schlampige Information, wenig Recherche: auf diesem Terrain ist das Internet stärker. Es ist wie in der Gastronomie: Wenn’s dem Personal nicht gut geht, geht’s allen schlecht, und schlechterdings wird’s dann den Lesern auch noch schlecht. KOMMENTARE SCHREIBEN: LESERSALON SOUNDTRACK DES TAGES ALARM Im allgemeinen Trubel bitte nicht vergessen: KICKERS-SHOW: Ran an die Karten! Fußball, Männer: Zum dritten Mal steigt „Hurra, wir kicken noch!“, die Unterstützer-Show für die Fans der Stuttgarter Kickers. Der Abend mit starker Bühnenbesetzung geht am Samstag, 6. August (nach dem Heimspiel gegen den KSC II), im Stuttgarter Theaterhaus über die Bühne. 20 Uhr. Der Vorverkauf läuft. Siehe TERMINE und THEATERHAUS NÄCHSTER FLANEURSALON Ich darf einen speziellen Abend in der Reihe unserer Lieder- und Geschichtenshow ankündigen. Am Mittwoch, 28. September, machen wir in der Rosenau einen Abend mit vergleichsweise kleiner Besetzung, einen intimen Flaneursalon mit dem Songschreiber/Sänger/Saitenvirtuosen/Fußtrommler Zam Helga und der amerikanischen Sängerin Dacia Bridges. Könnte eine schöne Sache werden, eine familiäre Show mit pointierten leisen Tönen. Der Vorverkauf ist eröffnet: ROSENAU DIE STN-KOLUMNEN FRIENDLY FIRE: NACHDENKSEITEN FlUEGEL TV VINCENT KLINK RAILOMOTIVE UNSERE STADT KESSEL.TV GLANZ & ELEND EDITION TIAMAT BERLIN (Hier gibt es mein Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart") Fußball-Kolumne Blutgrätsche |
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