Bauers Depeschen


Dienstag, 07. September 2010, 573. Depesche



FLANEURSALON am Dienstag, 14. September, im Schlesinger. Einlass 18 Uhr. Beginn 20 Uhr. Es gibt noch Karten und gute Menschen.



EXTRA MELDUNG

Stuttgart-21-Gegner sagen das für Freitag geplante Gespräch am Runden Tisch mit Regierungspolitikern und Vertretern der Bahn ab - die sind nicht bereit, die Abrissarbeiten am Nordflügel vorübergehend zu stoppen.



SO SIEHT'S AUS

Die StN-Kolumne von heute wandert im Lauf des Tages ins Netz. Am Sonntag hat mich die Sportredaktion von "Bild" angerufen und gefragt, ob ich ihr was über die Blauen schreiben könne. Dachte ich: Wenn Frau Schwarzer dort über Kachelmann richtet, kann ich was über die Kickers absondern. Die K-Frage war damit gelöst:



FISCHERIN VOM BODENSEE



Es gab Tage, da habe ich den Pleitegeier und das Abstiegsgespenst in den Bäumen am Kickersplatz gesehen. In der Holzklasse des Fußballs sitzt die Prominenz gern mal im Wald. Sogar der Fußballgott hat uns oft gegrüßt – aus dem Fernsehturm-Café, wir konnten seine blaue Fahne riechen. Dass sich die schöne Waldau aber in einen Hexenkessel wütender Fans verwandelt, das hatte ich in über 30 Jahren nie erlebt. So lange stehe ich schon im B-Block der Blauen.

Dann, am 4. September 2010, die zweite Halbzeit gegen den 1. FC Nürnberg II. Ich dachte, wir drehen ein Video für den neuen Kickers-Slogan: „Wo Fußball noch rockt“. Normalerweise begnügen sich die B-Block-Fans zum Leidwesen meiner Nerven nämlich 90 Minuten lang mit den Songzeilen: „Auf geht’s Degerlocher Jungs / Schießt ein Tor für uns...“

Am sechsten Spieltag aber war der Teufel los. In der Schlussphase, wir lagen 1:2 zurück, warf unser unsichtbarer Video-Regisseur die Zeitmaschine an. Die Frauen und Männer auf den Stehplätzen formten die Hände zur Tüte und brüllten wie in der Steinzeit des Fußballs: „Schieds-rich-ter raus! Schieds-rich-ter raus!“

Der Kerl wollte nicht hören, und ich bekam Gänsehaut wie vor vielen Jahren in der zweiten Liga, als ich einen Polizisten vor dem Stadion schreien hörte: „Hilfe, Kollegen, mir gehen die Schließen aus!“ Damals hatten zugereiste Neo-Nazis die Anhänger des FC St. Pauli attackiert und prompt den Kürzeren gezogen. Ausschreitungen passen nicht zum Kickersplatz. Bei allem wilden Viertliga-Fußball ist die schöne Waldau immer ein Ort der Naherholung.

Und jetzt diese irre Partie. Unfassbar, was da abging. Die Begegnung verlief lange total sportlich und ehrenhaft. Selbst der Gegner aus Franken benahm sich zivilisiert. Dennoch ging es am Ende rund, als hätte mitten in der fairsten Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie aller Zeiten ein Durchgeknallter die Kanone gezogen.

Mann, dachte ich, was ist das für eine Scheiße: Bei uns in Stuttgart blasen 50 000 wackere Menschen friedlich ihre Vuvuzelas und Trillerpfeifen aus Protest gegen die Tieferlegung des Bahnhofs. Und jetzt kommt ein Schiedsrichter im roten Aggressor-Hemd daher und blockiert den Aufstieg unseres tapferen Fußballclubs. Was will dieser Unterirdische? „Proteststadt Stuttgart!“, brüllte ein Aufrechter im Block.

Zwei Elfmeter und drei Platzverweise sind zu viel für eine Truppe junger, anständiger Menschen, die mit Würde und einer große Zukunft vor Augen das blaue Trikot tragen. Am Ende warf ein dämlicher Besucher sein Plastikfeuerzeug von der Haupttribüne und traf den Schiri Foltyn aus Mainz-Kastel, 25 Jahre jung, an der schmalen Lippe. Ein Elend.

Wir erinnern uns: Einmal warf ein fremder Provokateur im Fan-Block einen halbvollen Bierbecher nach dem Linienrichter. Der ging zu Boden wie von der Kanone getroffen. Danach hängte man uns im Block für Jahre ein riesiges Netz vor die Nase. Ich kam mir vor wie die Fischerin vom Bodensee. Sollte uns der DFB demnächst einen Bauzaun ins Stadion stellen, machen wir ernst. Das blaue Wunder kommt noch: In der Dritten siehst du besser!



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