Bauers Depeschen


Samstag, 18. April 2009, 313. Depesche



Auf der Waldau

krächzt ein schwarzer Rab':

tief und blau ist unser Grab



An diesem Sonntag (20 Uhr)

ist der Flaneursalon in der Rosenau.

Es gibt noch Karten: 01805 700 733. www.rosenau-stuttgart.de





NECKAR LIVE

Am Sonntag mehr darüber



Der 15 PS starke Diesel tuckert wie ein altes Motorrad. Es ist Freitag, 14 Uhr. Vor einer starken Stunde haben wir in Hofen mit einem norwegischen Fischkutter auf dem Neckar abgelegt, das Boot ist sieben Meter lang, vierzig Jahre alt und heißt Himphamp (die norddeutsche Variante für Quatsch).

Der Himmel klart auf, und das ist gut. "Eine Mütze voll Regen verursacht im Neckar Hochwasser", hat Mark Twain geschrieben, "und ein Zuber voll Wasser führt eine Überschwemmung herbei".

Ich habe meinen Laptop Fink jr. auf dem Schoß. Flusstauglich ist er nicht, aber für einen kleinen Live-Text in die Redaktion müsste es reichen.

Es ist 14.30 Uhr, und in unserer ersten Schleuse in Cannstatt werden wir kräftig durchgeschüttelt. Am Bug stehen David Jaeger, der Kapitän, und der Hilfsmatrose Johannes Zeller. Die Männer hantieren mit Seilen. Nach zehn Minuten sind wird durch. Steuerbord erhebt sich der Gaskessel, backbord taucht das Daimlerstadion auf.

Der Neckar ist ein schmaler Fluss, so schmal, "dass man einen Hund hinüberwerfen kann, wenn man einen hat", hat Mark Twain geschrieben.

Unterwegs, am Kraftwerk Münster, haben wir den amerikanischen Austauschschüler Justin, 17, Gast am Friedrich-Eugens-Gymnasium, an Bord genommen. Er kommt aus Pittsburgh/Pennsylvania, kennt Daniels Sohn Thaddäus und erzählt mir vom Conemaugh, dem Fluss, der in seiner Heimat in den Ohio mündet. Wahrscheinlich kann man einen Hund hinüberwerfen, sage ich, aber früher hat sich das kaum einer getraut. Am Conemaugh haben Indianer gelebt, das spüre ich. Wahr ist, dass ich den Neckar kaum besser kenne als den Ohio und den Ohio nie gesehen habe.

Es ist schön am Neckar, am Fluss, den seine Stadt vergessen hat. Ich habe die ganze Zeit die Weinberge hinaufgeschaut, die Weinberge sind jetzt grün, wie sie grüner nicht werden. Wenn ein Fremder auf einem Kutter von Hofen Richtung Cannstatt schippert, kann er sich nicht vorstellen, dass irgendwo hinter den grünen Hügeln eine Großstadt liegt. Womöglich ist das auch gar nicht wahr.

Es ist mittlerweile 15 Uhr, und wir steuern die zweite Schleuse an. Wir sind in Untertürkheim und können die Sängerhalle sehen. Ich weiß nicht, ob einer im Rhythmus unseres Viertakters ein Lied singen möchte. Daniel und seine Frau Caterina haben eine Flasche Prosecco geöffnet, Johannes zeigt uns Flachmänner mit brandneuem "Stuttgarter Hafenwasser", und Mark Twain, habe ich gelesen, war der Wein vom Neckar zu sauer. Mag daran liegen, dass er seine Studien auf die Gegend um Heidelberg beschränkt hat.

Am Freitag ist es ruhig auf dem Neckar. Wir haben noch kein Schiff gesehen. Am Ufer rüsten sie hektisch für das Max-Eyth-See-Fest und das Fischerfest. Der Fang in den heimischen Gewässern kann zuletzt nicht besonders gut gewesen sein. Beim Fischerfest werden geräucherte Forellen und Würste vom Grill serviert.

Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, spare ich das Geld, das ich versenkt habe, und kaufe mir einen Fischkutter und einen Hund. Den Hund werfe ich über den Neckar, und mit dem Kutter hole ich ihn wieder ab.

Es ist 15.30 Uhr, ich mache jetzt Schluss mit der Schreiberei. Ich will noch etwas sehen vom Neckar. Man sieht ihn nicht alle Tage in dieser Stadt.



BILLIGE REKLAME:

Joe Bauers Flaneursalon am Sonntag, 19. April (20 Uhr), in der Rosenau. Mit Roland Baisch & The Countryboys, Dacia Bridges und Michael Gaedt.



Kolumnen in den Stuttgarter Nachrichten:

www.stuttgarter-nachrichten.de/joebauer



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