Bauers Depeschen


Montag, 03. März 2008, 122. Depesche

Bald ist wieder Mitternacht, der Sturm hat sich gelegt, es muss noch eine Depesche raus. "No country for old men" gesehen, ich liebe Filme ohne Filmmusik. Ein Fanal gegen den Lautheitswahn. Auch Schüsse sind ein guter Soundtrack. Danach die Sängerin Dacia & Band in der Bar, Augustenstraße, gehört. Ach, Musik ist schön.

Eigentlich müsste ich eine Flasche Wulle aufmachen, das erste Abstinenzler-Jahr ist abgelaufen, vor genau einem Jahr bin ich nachts ins Krankenhaus eingerückt. Die Bauchspeicheldrüse, ja die schon wieder.

Zur Feier der Tages bin ich am Sonntagmorgen eine dreiviertel Stunde gelaufen, so wie am Samstag. Weil am Samstag keine Feier des Tages anstand, habe ich mir nach dem Laufen noch drei Saunagänge mit ausgedehntem Schwimmen im schönen Bad Berg gegönnt. Als ich nach der stupiden Lauferei in der Badeanstalt ankam, war gerade das Außenbecken gesperrt, damit keiner vom Wind oder vom Blitz getötet wurde.

"Blitz" auf Deutsch geschrieben bedeutet: überraschender Angriff der Verteidigung auf den Quarterback im American Football - so weit hat es unser Blitzkrieg gebracht (das Kickers-Spiel gegen Pfullendorf ist ausgefallen).

Als das feine kalte Mineralwasser wieder freigegeben wurde, fühlte es sich an, als schwimme man im Meer - mit Seegang und allem.

Neulich war ich im Schurkenstaat Liechtenstein, da lässt es sich gut leben, wenn man nichts will außer ein bisschen Geld. Und wer nichts will, ist unbesiegbar, sagen die Mexikaner.

Es wird viel vom eisernen Zusammenhalt der Liechtensteiner geredet. Einer von den Hells Angels Liechtenstein - die gibt es - hat mir gesagt: "Die Liechtensteiner sitzen vereint zum Essen am großen Tisch. Sobald aber die Türglocke läutet, sitzen sie blitzartig vereint im Kühlschrank."

Außer den Angels habe ich den Liechtensteiner Kabarettisten Mathias Ospelt getroffen. Ich glaube, das ist ein guter Mann. Der hat in den vergangenen zwölf Jahren gute Witze über seinen Fürsten gemacht, ohne des Landes verwiesen zu werden. Ich könnte jetzt einen Witz aus seinem Fundus zitieren, aber ich bin von Witzen etwas abgekommen. Womöglich braucht man auch gar keine Witze mehr: Die Leuten lachen einfach, weil sie lachen wollen.

Wer aber lacht, wenn einer sagt, Kurt Beck habe sich den Linken "geöffnet"? Wollen die Linken von einem Pfälzer mit Schuhabstreifer im Gesicht, dass er sich ihnen öffnet? Und vor allem wo?

Die unzähligen lustigen Geistesblitze unserer allgegenwärtigen Comedy-Pisser haben die Republik dermaßen versaut, dass sich mittlerweile jeder Schwachmacht für einen Komiker hält. Es ist nicht mehr auszuhalten. An jedem x-beliebigen Arbeitsplatz - erst neulich habe ich mit Mirjam mit jott darüber geredet - versucht jeder den Eindruck zu erwecken, er mache gar keine Arbeit, sondern nur Spaß. Das Kahn-Prinzip "Der will nur spielen" ist Realität geworden. Es beißt keiner mehr.

Weil diese Lachzwangsneurotiker nicht wissen, dass Humor getreu der alten Lehre "Das Leichte ist das Schwerste" eine Sauarbeit ist, sitzt die halbe Republik in der Kabarettkreisliga und lacht sich dämlich, wenn eine Schulhof-Pointe nach der anderen siebzehn Meter neben dem Tor in einer Damenhandtasche versenkt wird. Diesen Satz nehme ich nicht zurück.

In der Humorkritik der aktuellen "Titanic" über den einstigen Bonzo-Dog-Band-Frontmann und Fernsehkomiker Vivian Stanshall findet sich folgendes Stanshall-Zitat: Wenn ich das Geld, das ich versoffen habe, noch hätte, würde ich es versaufen.

Darüber habe ich bei der Lektüre im Zug laut gelacht. Läge all das Geld, das man versoffen hat, in Liechtenstein, man müsste sich rückwirkend vor lauter Langeweile im Bad Berg ersäufen.

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